Es stellt sich die Frage nach dem jagdlichen Nutzen.
Wenn ich früher auf der Jagd war und keinen Anblick hatte, dann lag es nicht daran, dass kein Wild da war, sondern ich hatte es einfach nicht entdeckt . Das ist mit der Wärmebildkamera nun anders. Der Wärmebildtechnik entgeht nichts. Man hat jetzt immer Anblick und dadurch wesentlich mehr Informationen.
Ein Beispiel: Wenn auf der Kirrung nur Frischlinge stehen, dann bin ich früher oft davon ausgegangen, dass diese alleine unterwegs sind. Die Bache im Schilf kann man mit normaler Optik nicht sehen und wenn diese sich still verhält, kann man sie auch nicht hören. Mit der Wärmebildkamera beobachte ich öfter, dass die Bache 20-30m abseits im Schilf steht und nicht auf die Kirrung geht. Ein sehr guter Indikator sind auch die Mäuse. Wenn diese plötzlich verschwinden, dann wechselt etwas an.
Natürlich ist man im Dunkeln geblendet, nachdem man durch die Wärmebildkamera gesehen hat. Das ist nicht anders, als mit dem Nachtsichtgerät.
Man kann das Wild eher bzw. überhaupt erst wahrnehmen und sich dann auf die Situation mit der normalen Optik einstellen. Das ist der eigentliche jagdliche Nutzen. Auf diese Art und Weise kann man natürlich mehr Strecke machen. Wenn das Revier leer geschossen ist, dann nutzt diese Technik auch nichts. Jeder muss selbst verantwortungsbewusst damit umgehen.
Ich habe mit der Wärmebildkamera festgestellt, dass die großen Keiler die Kanzeln weiträumig umgehen. Also habe ich mich an Stellen im Revier angesetzt, an denen die Keiler nicht mit einem Jäger gerechnet haben. Oder ich bin die Keiler auf dem Feld angelaufen, da ich ziemlich genau wusste, wo sie brechen. Auf einem 100 ha Schlag ist es reiner Zufall, wenn man ein Schwein mit der normalen Optik entdeckt. Selbst Nachtsichtgeräte reichen keinen Kilometer weit. Wenn ich aber mit der Wärmebildkamera auf 1 km sehe, wo die Schweine stehen, dann kann ich dichter ran bis ich mit der normalen Optik zurecht komme. Auf diese Art und Weise sind einige Bassen gefallen.